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Autogas- (LPG) & Erdgastechnik (CNG) leicht
verständlich erklärt...
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Da Autogas und Erdgas ähnlich wie Benzin verbrennt,
sind nur benzinbetriebene Fahrzeuge auf diese Antriebstechniken
aufrüstbar. Dieselmotoren können daher nicht auf
Autogas oder Erdgas aufgerüstet werden.
Ein auf Autogas oder Erdgas aufgerüstetes Fahrzeug
ist immer ein vollständig bivalentes
Fahrzeug.
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Bild 1.0: Autogasanlage (oben)
und Erdgasanlage (unten)
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Bivalent heißt, dass man mit zwei
Kraftstoffen (mit Benzin oder mit Autogas bzw. Erdgas)
fahren kann. Der Benzintank und der Benzinbetrieb
bleiben immer vollständig erhalten. Es wird also
zusätzlich ein komplett zweites Kraftstoffsystem
in das Fahrzeug installiert.
Für die Umschaltung vom
Benzin- in den Gasbetrieb (und umgekehrt),
wird ein zusätzlicher Schalter im Fahrzeuginnenraum
(Im Bild 1.0 Nr. 6)
installiert.
Der Benzinbetrieb bleibt also vollständig erhalten.
Der zusätzliche Tank hat entweder die Form eines Ersatzrades und
wird in die Ersatzradmulde eingebaut
(Im Bild 1.0 Nr. 2 oder Bild 1.5)
oder ist ein Zylindertank
(Bild 1.6),
der in den Kofferraum
(entweder quer hinter der Rücksitzbank oder längs
auf die linke oder rechte Seite des Kofferraumes) installiert wird.
Ersatzradtanks gibt es wegen den hohen Drücken für
Erdgasanlagen nicht, sondern
ausschließlich Zylindertanks.
Die Tanksysteme
sind
bei Eingasungs-Gasanlagen komplett
passive Bauteile und benötigen keine Förderpumpe,
da das Autogas im Autogastank bei
8-15 bar Druck flüssig und das Erdgas
im Erdgastank bei ca. 200 bar
gasförmig
gespeichert und
durch den eigenen
Betriebsdruck zur
Gasanlage im Motorraum
gefördert wird.
Die Autogasleitung
ist eine
stabile
gummiummantelte
Kupfer- oder Kunststoffleitung,
die Erdgasleitung
ist eine Edelstahlleitung.
Alle Leitungsarten
werden immer
direkt
neben der
Benzinleitung
zum Motorraum
verlegt.
Das
nächste
Bauteil der Autogasanlage
nach dem Tank ist der Verdampfer (Im Bild 1.0
Nr.
3 und Bild 1.2),
bei einer Erdgasanlage der Druckminderer. Der Verdampfer
der
Autogasanlage und der
Druckminderer der
Erdgasanlage werden im Motorraum
installiert.
Hier
endet die Gasleitung vom Tank.
Im Verdampfer
wird das flüssige Autogas in
die Gasform gebracht.
Es ändert sein Aggregatzustand von der
flüssigen in die gasförmige Form. Bei der Kondensation
(Verdampfen) von Flüssigkeiten wird Energie benötigt
(es entsteht also Verdunstungskälte).
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Bild 1.1: Durch einen Schalter
am Armaturenbrett ist ein Wechsel
von dem Benzin- auf den Gas-betrieb
(und umgekehrt) auch während der
Fahrt möglich. Die Tankfüllstands-Anzeige
ist in dem Schalter integriert.
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Damit der Verdampfer in der entsprechenden kurzen
Zeit genügend Autogas verdampfen kann,
ist er immer mit dem
kleinen
Kühlwasserkreislauf des Motors
verbunden
und wird durch das
Motorkühlwasser beheizt.
In der Regel wird der Verdampfer in Reihe oder parallel
zu dem Wärmetauscher des Innenraumes an das Kühlwassersystem
des Motors angeschlossen. Gleiches Prinzip bei der Erdgasanlage. Statt des
Verdampfers bei einer Autogasanlage wird bei der
Erdgasanlage ein Druckminderer verbaut, der die
Aufgabe hat, das bereits gasförmige Erdgas von über
200 bar auf ca. 2bar herunter zu bringen. Da
bei der Druckverminderung Wärmeenergie benötigt
wird, ist auch der Druckminderer der Erdgasanlage,
genauso wie der Verdampfer der Autogasanlage,
mit dem kleinen Kühlwasserkreislauf
vom Motor verbunden und wird durch das Motorkühlwasser
beheizt.
Der Verdampfer bei
der Autogasanlage oder der Druckminderer der Erdgasanlage
ist also der
Grund, warum
ein auf Autogas
oder Erdgas aufgerüstetes
Fahrzeug mit einem
kaltem
Motor
zuerst mit Benzin läuft.
Erst wenn das Motorkühlwasser die Betriebstemperatur
des
Verdampfers/Druckminderers erreicht hat,
schaltet die
Gasanlage
automatisch in den
Gasbetrieb um.
Je nach Anlagenhersteller
und Ausführung des Verdampfers/Druckminderers sind
die Einschalttemperaturen der Gasanlagen unterschiedlich
einstellbar. In der Regel
werden je nach Wasserdurchsatz zwischen 30 °C und
50 °C eingestellt.
Man fährt also
mit kaltem Motor je nach Außentemperatur zwischen
ca. 100-1000 Metern mit Benzin,
bevor
die Gasanlage
automatisch auf Autogas oder Erdgas umschaltet.
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Bild 1.2: Gasanlage (Vollsequenzielle
Prins VSI) im Motorraum (E61 525i)
fertig installiert.
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Wenn der Motor wärmer als die Einschalttemperatur
ist,
startet das Fahrzeug sofort im Gasbetrieb.
Nach dem Verdampfer/Druckminderer
geht das gasförmige
Autogas/Erdgas
direkt in den Gasfilter
(Im Bild 1.0
Nr. 4
und Bild 1.2).
Dieser befindet
sich zwischen
Verdampfer/Druckminderer
und den Gasungsdüsen.
Der Gasfilter
ist das einzige
Bauteil an der
Gasanlage, das
einer Wartung bedarf.
Erster Wartungsintervall
bei 25.000 km, danach nur noch alle 75.000 km. Kosten
des Filtertauschs: 75,- Euro. Der erste Wartungsintervall
ist deutlich kürzer, da sich
in einem neuen
Gastank immer ein gewisser Anteil Schmutz von der
Herstellung
her befindet.
Das Funktionsprinzip
einer Autogasanlage ist relativ einfach. Die Benzineinspritzdüsen
sind über elektrische Signalleitungen
(Kabel) mit dem
Motorsteuergerät
verbunden.
Das Motorsteuergerät sagt also über elektrische
Impulse den Benzineinspritzdüsen, wann und wie lange
diese Benzin einspritzen sollen.
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Bild 1.3: Links im Bild
der Verdampfer einer Autogasanlage,
rechts im Bild der Druckminderer
einer Erdgasanlage. Das sind die
einzigen Teile im Motorraum die
sich bei den beiden Anlagentypen
unterscheiden.
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Diese Signalleitungen vom
Motorsteuergerät
zu den
Benzineinspritzdüsen
werden getrennt
und
das
Gassteuergerät
(Im Bild 1.0
Nr. 7)
wird dazwischen
angeschlossen.
Ist man im Benzinbetrieb,
laufen die Signale
für die
Benzineinspritzdüsen jetzt
nicht mehr
direkt
vom Motorsteuergerät zu den
Benzineinspritzdüsen,
sondern laufen zusätzlich
über das
Gassteuergerät, kommen aber unverändert zu
den
Benzineinspritzdüsen
an.
Ist
man im Gasbetrieb, werden die Signale zu
den
Benzineinspritzdüsen
vom Gassteuergerät unterbrochen, das Gassteuergerät
benutzt die Einspritzsignale des Motorsteuergerätes
für die
Benzineinspritzdüsen dann
dazu, um eigene Steuersignale für die
Gasdüsen zu generieren.
Die vom
Gassteuergerät
generierten
Steuersignale
für die Gasdüsen
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Bild 1.4: Links Betankungsstutzen
in der Fahrzeugseitenwand. Rechts
Minibetankungsstutzen in der Benzintankklappe.
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werden dann mit dem Laptop so
angepasst, dass
die
eingegaste
Energiemenge in jedem Drehzahl
und Lastbereich
mit der
eingespritzten
Benzinenergiemenge übereinstimmt.
An der Fahrzeugregelung
motorseitig und am Motorsteuergerät wird überhaupt
nichts verändert.
Einzig und allein
am Ansaugkrümmer
werden die Gasdüsen
montiert.
Verdampfer/Gasdruckminderer, Gasfilter und Gassteuergerät
werden im
Motorraum an der
Fahrzeugkarosse befestigt.
Das
Motorsteuergerät merkt also gar
nicht, dass der Motor
statt
mit
Benzin mit
Autogas läuft.
Das Motorsteuergerät
übernimmt
im Gasbetrieb auch automatisch die Regelung der
Einspritzzeiten (eigentlich Eingasungszeiten) für
die Gasdüsen im Gasbetrieb, genauso wie im Benzinbetrieb
die Regelung der Einspritzzeiten der Benzineinspritzdüsen.
Geregelt werden die
Einspritzzeiten
über
eine
Sauerstoffmessung
in dem Auspuff.
Genau das macht
die Lambdasonde
bei jedem
Fahrzeug - Sauerstoff
messen.
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Bild 1.5:
Flüssiggastanks
verschwinden galant unter der Kofferraumabdeckung.
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Misst die Lambdasonde zu viel
Sauerstoff in
den
Abgasen, geht
das
Motorsteuergerät
davon
aus, dass der
Motor zu mager läuft und hebt automatisch die
Einspritzzeiten (also damit auch die Einspritzmenge)
so lange an, bis die Lambdasonde wieder zu wenig Sauerstoff in den Abgasen misst.
Misst die
Lambdasonde zu
wenig
Sauerstoff in
den Auspuffabgasen,
geht das
Motorsteuergerät
davon aus, dass
der Motor zu fett läuft und es senkt die Einspritzzeiten
wieder so lange,
bis die Lambdasonde wieder
Restsauerstoffgehalt misst. Die Lambdasondenregelung
ist
also nur eine
reine Regelung der Einspritzmengen über eine
Sauerstoffmessung
im Auspuff und ist immer eine Annäherung an den
0 % Sauerstoffgehalt in den Auspuffabgasen. Diese
Einspitzzeitenregelung funktioniert dann genauso
im Gasbetrieb für die Gasdüsen, ohne dass das Motorsteuergerät
merkt, dass es statt den Benzineinspritzdüsen die
Gasdüsen regelt. Übrigens wird bei den meisten Fahrzeugen
ca. 10x pro Sekunde der Sauerstoff über die Lambdasonde
gemessen und die Einspritzzeiten nachgeregelt.
Über die Lambdasonde wird dann auch die Gasanlage
mit dem Laptop eingestellt. Man schaltet in jedem
Drehzahl und Lastbereich vom Benzin- in den Gasbetrieb
um und vergleicht die Messwerte der Lambdasonde.
Nur wenn in jedem Drehzahl- und Lastbereich beim
Umschalten von Benzin- in den Gasbetrieb (und umgekehrt)
der Sauerstoffgehalt sich in den Auspuffabgasen
nicht ändert, ist die Anlage optimal eingestellt.
Die Einstellung der Gasanlage ist eines der wichtigsten
Merkmale die eine gute Autogas-/Erdgasanlage ausmacht.
Viele Gasanlagen muss man über
ein umständliches
Kennfeld einstellen. Die Prins VSI ist eine der
wenigen Gasanlagen, die das Einstellungsverfahren
auf einen
anderen Weg löst. Die Erstellung der Gasdüseneinspritzzeiten
der Prins VSI erfolgt komplett drehzahlunabhängig,
sondern nur lastabhängig. Dieses Einstellungskonzept
in Kombination mit hochwertigen Gasdüsen ist der
Grund, warum die Prins VSI so viel besser funktioniert
als viele andere Gasanlagen, die über ein Kennfeld
eingestellt werden und/oder zudem trägere (preiswerte)
Gasdüsen besitzen.
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Bild 1.6: Ist die Ersatzradmulde
zu klein oder gar nicht vorhanden,
ist nur ein Zylindertank
im
Kofferraum möglich. Im Bild VW
Touareg mit einem 90l Autogaszylindertank
entspricht einem ca. 12 kg Erdgaszylindertank
in Fahrtrichtung verbaut.
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Die Folge einer nicht optimal eingestellten
Gasanlage ist, dass viele verbaute Gasanlagen
einen spürbaren Leistungsverlust aufweisen
und/oder Motorsteuergerätefehler produzieren
und/oder zu viel verbrauchen. Fehlerursache
ist immer, dass die Gasdüsenkennlinie nicht
ausreichend deckungsgleich zu der Benzineinspritzdüsenkennlinie
verläuft. Auch schäden am Motor und
Katalysator können mit der Zeit
auftreten. Entweder laufen die Anlagen im
Teil- und/oder im Vollastbereich zu mager
(Leistungsverlust
und zu hohe Verbrennungstemperaturen), oder
die Anlagen laufen im Teil- und/oder im
Vollastbereich zu fett (zu hoher Gasverbrauch).
Die meisten Fehler sind sehr oft Fehler,
die nicht sein müssten, da diese oft nur
auf einen nicht optimalen Einbau der Gasdüsen
und/oder Einstellung der Gasanlage zurückzuführen
ist und die dem Kunden und der Kfz-Werkstatt
Zeit, Nerven und Geld kosten.
Text &
Bilder Copyright Autogas-Technik-Zentrum
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